1.2. CO2-Fußabdruck

Bei der Festlegung einer CO2-Verringerungsstrategie ist es äußerst wichtig, den CO2-Fußabdruck sämtlicher Aktivitäten der Verkehrsgesellschaft zu berechnen. Indem man auf diese Weise den CO2-Verringerungsanstrengungen in der Hauptstrategie des Unternehmens einen höheren Stellenwert einräumt, trägt man zur Veränderung der aktuellen Situation bei. Heute gibt es eine breite Vielfalt an verschiedenen Methoden zur Berechnung eines CO2-Fußabdrucks. Ein Ziel von TickettoKyoto bestand darin, gemeinsame und vergleichbare Methoden für den CO2-Fußabdruck und die Indikatoren festzulegen, die auf den öffentlichen Nahverkehr abgestimmt sind, so dass es möglich wird, die Anstrengungen jedes einzelnen Unternehmens zu beobachten und Benchmarks zu setzen.

Methoden

Bilan Carbone ®

Ziel der Bilan Carbone-Methode ist es, Kohlendioxidemissionen zu messen, um eine allgemeine Bewertung der von einer Aktivität oder einem Gebiet ausgehenden Emissionen zu erhalten. Diese Methode ermöglicht ihren Anwendern alle THG-Emissionen, die durch den Betrieb ihres Unternehmens und deren technische Prozesse entstehen, zu bewerten.

Die Bilan Carbone-Methode wurde 2004 von ADEME, der französischen Agentur für Umwelt- und Energiewirtschaft, entwickelt. Das Bilan Carbone-Konzept beinhaltet die Erstellung eines Projektes zur Bewertung und Verringerung von THG-Emissionen. Es besteht aus sechs Hauptschritten:

  • Bewusstsein für Treibhauseffekt entwickeln
  • Festlegung des Untersuchungsrahmens
  • Daten sammel
  • Ergebnisse verarbeiten und analysieren
  • Erstellung eines Aktionsplans für Reduzierungen
  • Umsetzung des Plans.

Das Bilan Carbone-Buchführungsinstrument ist eine Software mit einer Excel-Datei, in der alle Daten zur Ermittlung der Endergebnisse zusammengefasst sind. Es ist lesbar und flexibel und ermöglicht das Erstellen einer Prioritätenrangordnung der Emissionen nach deren Größe. Die Festlegung der Prioritätenrangfolge ist eine wesentliche Etappe bei der Erstellung eines Aktionsplans zur Emissionsverringerung.


Eine der Grundannahmen der Methode besteht in der Gleichsetzung von THG-Emissionen, die direkt in einer Körperschaft entstehen, mit den Emissionen, die außerhalb dieser Körperschaft entstehen, zu deren Existenz aber unabdingbar sind.

THG-Protokoll (GHG protocol)

Genau wie die Bilan Carbone zielt das Treibhausgasprotokoll darauf ab, die mit einer Aktivität verbundenen THG-Emissionen zu messen. Das THG-Protokoll liefert Normen und Anleitungen für andere Organisationen, die ein THG-Emissionsverzeichnis vorbereiten. Es deckt die buchmäßige Erfassung und Meldung der sechs Treibhausgase6, die im Kyoto-Protokoll angegeben sind, ab. Das Protokoll wurde im Hinblick auf folgende Ziele entwickelt:

  • Unternehmen zu helfen, ein THG-Verzeichnis zu erstellen, das durch den Einsatz von vereinheitlichten Methoden und Grundsätzen eine korrekte und faire Aufstellung ihrer Emissionen darstellt.
  • Die Erstellung eines THG-Verzeichnisses zu vereinfachenund die Kosten zu verringern.
  • Die Wirtschaft mit Informationen auszustatten, die zur Ausarbeitung einer effektiven Strategie zur Verwaltung und Verringerung von THG-Emissionen dienen können.
  • Die Kohärenz und Transparenz bei der THG-Bilanzierung und -Meldung zwischen verschiedenen Unternehmen und THG-Programmen zu erhöhen.

Die Methode wurde vom Weltressourceninstitut (WRI) und dem Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklung (WBCSD) entwickelt, zwei gemeinnützigen, in der Erforschung und strategischen Analyse von Fragen im Bereich Ressourcenmanagement spezialisierte Organisationen.
 




Die Methode wurde vom Weltressourceninstitut (WRI) und dem Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklung (WBCSD) entwickelt, zwei gemeinnützigen, in der Erforschung und strategischen Analyse von Fragen im Bereich Ressourcenmanagement spezialisierte Organisationen.

Das THG-Protokoll setzt sich ebenfalls aus Excel-Tabellen und einer Anleitung zusammen. Es gibt zwei Module: ein Verfahren zum Messen der Emissionen eines Unternehmens und ein Verfahren zur Berechnung der Emissionsverringerungen. Die Verfahrenssprache ist Englisch.

Das THG-Protokoll definiert direkte und indirekte Emissionen folgendermaßen:

  • Direkte THG-Emissionen sind Emissionen aus Quellen, die zum Eigentum oder dem Zuständigkeitsbereich der berichterstattenden Körperschaft gehören.
  • Indirekte THG-Emissionen sind Emissionen, die eine Folge der Aktivitäten der berichterstattenden Körperschaft sind, aber bei Quellen entstehen, die zum Eigentum oder zum Zuständigkeitsbereich einer anderen Körperschaft gehören.

Definition eines Aktionsbereichs

Der erste Schritt bei einem CO2-Fußabdruck ist die Festlegung der Aktivitäten eines Unternehmens, die in der Kohlendioxidanalyse zu berücksichtigen sind (Netz, Subunternehmer, Gebäude, etc.). Je breiter der Bewertungsbereich, umso einfacher ist es, sämtliche Quellen zu beleuchten bei denen angesetzt werden kann, um die Gesamtauswirkung auf den Klimawandel zu verringern. Breite Bewertungsbereiche erhöhen allerdings oft die Unsicherheiten und den Bedarf an Ressourcen (hauptsächlich Personalzeit) aufgrund der Schwierigkeit entferntere Emissionen präzise zu bewerten.

Datensammlung

Der zweite Schritt besteht im Sammeln von Daten in Bezug auf die physikalischen Ströme, die die Körperschaft betreffen (Energie, Menschen, Objekte, Rohstoffe, etc.). Eine Menge Daten können innerhalb eines Unternehmens verfügbar sein und Zahlen zum gesamten Energieverbrauch, Gebäude- oder Traktionsenergieverbrauch, Anzahl der Fahrgäste oder der zurückgelegten Kilometer umfassen. Diese Daten müssen differenziert werden, um die relevantesten herauszufiltern.

Analyse der Ergebnisse

Der dritte Schritt besteht in der Analyse der erzielten Ergebnisse. Alle Emissionen werden als Kohlendioxidäquivalente angegeben und können direkt in das Konto eingegeben werden oder geschätzt werden. Für eine Schätzung wird die Menge ausgestoßene THG durch Multiplikation eines Aktivitätswerts mit dem entsprechenden Emissionsfaktor errechnet.

Ein umfassender Kohlendioxid-Fußabdruck sollte idealerweise alle drei bis fünf Jahre durchgeführt werden, um die Entwicklung der THG-Emissionen innerhalb des Unternehmens zu dokumentieren. Leistungsindikatoren (siehe unten) ermöglichen dem Unternehmen, die Entwicklung der Hauptfaktoren auf Jahresebene im Auge zu halten.

T2K-Methode für CO2-Fußabdruck

Die Ticket-to-Kyoto-Partner wollten eine Methode finden, die für alle öffentlichen Nahverkehrsgesellschaften - unabhängig von ihrer Größe, Sprache oder lokalen Gesetzgebung - nützlich ist. Das gewählte Instrument sollte der beste Kompromiss entsprechend den folgenden Kriterien sein:
  • Auf eine Verringerung ausgelegt
  • Offene und kostenlose Lösung
  • Europäische Verbreitung
  • Schnelle Umsetzung

Die Bilan Carbone-Methode und das THG-Protokoll wurden bereits von RATP bzw. TfGM genutzt. Beide Methode sind verringerungsorientierte Lösungen und ihre Dokumentation ist kostenlos7.

Das THG Protokoll ist eine weltweite Referenz, während Bilan Carbone trotz ihrer Übersetzung ins Englische eher lokal gehandhabt wird. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Lösungen liegt in der Komplexität der Umsetzung für neue Benutzer. Die Software von beiden baut auf Excel-Dateien auf. Allerdings besteht das THG-Protokoll aus mehreren Tabellen, die nicht kompiliert sind, während die Bilan Carbone eine einzige Datei umfasst. Die Ticketto- Kyoto-Partner entschieden sich für die Bilan Carbone- Method wegen ihres einfacheren Formats und ihrer einfachen Umsetzung.

Die Bilan Carbone-Methode ist in Kapitel über Energie, Kühlflüssigkeiten, Material und Dienste, Verpackung, Fracht, Abfall, Personenverkehr, Produkteinsatz, Auslaufprodukte und Abschreibungen auf Sachanlagen unterteilt. Um den Besonderheiten des öffentlichen Personennahverkehrs gerecht zu werden, wurde das Tool leicht angepasst. Bestimmte für den öffentlichen Personennahverkehr nicht relevante Kapitel wurden ausgelassen, insbesondere für Verpackung und Herstellung. Das Energiekapitel 7. Seit 2011 ist die 7. Ausgabe der Bilan Carbone mit einer Lizenz verbunden. wurde ebenfalls abgeändert, um die Verkehrsaktivitäten besser wiederzugeben und den Partnern zu ermöglichen, Benchmarks zu setzen und die CO2-Leistungen unterschiedlicher Verkehrsmittel und Infrastrukturen zu vergleichen, indem vier neue relevante Unterkapitel hinzugefügt wurde

  • Traktionsenergieverbrauch,
  • Stationsenergieverbrauch,
  • Energieverbrauch der Werkstätten und Depots,
  • Energieverbrauch der Bürogebäude.

Diese Änderung verleiht der Energie entsprechend ihrer Bedeutung für die Nahverkehrsbetreiber einen höheren Stellenwert in dem Bilanzierungsinstrument. Auf Grundlage dieser angepassten Methode legten die T2K-Partner gemeinsam die Elemente fest, die für den öffentlichen Nahverkehr wichtig sind und auf die sie einwirken können, um die Gesamtemissionsmenge der Nahverkehrsunternehmen zu verringern.

Jeder Partner wählte einen bestimmten Untersuchungsbereich für die Bewertung seiner CO2-Emissionen. Der spezifische Untersuchungsbereich musste mindestens einen in Absprache festgelegten gemeinsamen Mindestuntersuchungsbereich (Pflichtemissionen) enthalten. Dies wurde von allen Partnern durchgeführt, mit Ausnahme einiger Elemente in Ermangelung verfügbarer Daten. Optionale.

Pflichtelemente

  • Traktionsenergieverbrauch
  • Energieverbrauch für die Stationen
  • Energieverbrauch für Werkstätten und Depots
  • Energieverbrauch für die Bürogebäude
  • Weitere Emissionen außer Energie (Kühlmittel)
  • Interner Warentransport
  • Dienstfahrten.

Optionale Elemente

  • Beschaffung
  • Warenlieferung
  • Wege zur Arbeit8
  • Direkte Energieverluste
  • Abschreibung von Vermögen
 

Die folgende Grafik zeigt die Kohlenstoffemissionen in Tonnen CO2-Äquivalent pro Posten für jeden Partner. Es sei darauf hingewiesen, dass der Energieverbrauch die erste Emissionsquelle ist, unabhängig vom Anwendungsbereich der Kohlenstoffbilanz und der Größe des Unternehmens.






 
6 Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffmonoxid (N2O), Fluorkohlenwasserstoffe (HFCs), Perfluorkohlenwasserstoffe (PFCs), und Schwefelhexafluorid (SF6).
7 Seit 2011 ist die 7. Ausgabe der Bilan Carbone mit einer Lizenz verbunden.
8 Es lohnt sich für die Nahverkehrsbetreiber den Arbeitsweg zu bewerten, da die meisten Mitarbeiter Fahrer oder technisches Personal sind, die ihren Arbeitstag außerhalb der Öffnungszeiten beginnen oder beenden. Die Einführung von Anreizen und Sonderdienstleistungen mit dem Ziel, sie davon abzuhalten, mit dem Auto zur Arbeit zu kommen, kann wirklich dazu beitragen, die Emissionen des Weges zwischen Wohnort und Arbeit zu verringern. Allerdings sollte ein Doppeltzählen von Emissionen, die bereits in den breiteren OPNV-Emissionen enthalten sind, vermieden werden.